Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Entwicklung und Indikation
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hat ihre Wurzeln in der Psychoanalyse von Sigmund Freud, die ganz grundlegend davon ausgeht, dass der Ursprung von psychischen Störungen in unseren Beziehungserfahrungen mit anderen ruht. Bestimmte Wünsche und Bedürfnisse haben im Laufe unserer Entwicklung nicht ausreichend Raum bekommen und mussten so ins Unbewusste verdrängt werden. Heute erleben wir Konflikte mit uns selbst und anderen, da das Nicht-Zulassen und Verdrängen solcher Wünsche unsere Verhaltensweisen und Beziehungsmuster beeinflussen.
Die Symptome die wir erleben, werden als (unzureichender) Lösungsversuch bzw. als Kompromiss verstanden, in denen die Psyche versucht, einen Umgang mit den Konflikten zu finden. So kann zum Beispiel ein depressiver Rückzug als Versuch verstanden werden, sich einer Situation zu entziehen, in der wir ansonsten mit widerstreitenden Bedürfnissen konfrontiert und überfordert sind.
Indem diese Zusammenhänge im Rahmen einer Therapie erlebbar und bewusstseinsfähiger werden, können wir einen neuen Zugang zu unserem Erleben und unseren Emotionen finden, wodurch sich auch neue Lösungswege auftun. Dadurch nehmen die Symptome ab und machen Raum für neue Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hat sich Ende der 1960er Jahre in Deutschland etabliert und bildet neben der Verhaltenstherapie, der systemischen Therapie und der Psychoanalyse eines der vier durch die Krankenkassen anerkannten Behandlungsverfahren. Sie ist besonders dann geeignet, wenn wir uns mit inneren Konflikten konfrontiert sehen, die unsere Beziehungsgestaltung erschweren und zu Leid führen. Anders als die klassische Psychoanalyse findet die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie allerdings im Sitzen und wesentlich fokussierter statt, wobei Therapeut und Patient im ständigen Austausch sind. Dabei geht es darum, den Einfluss dieser unbewussten Wünsche und Bedürfnisse auf unsere Beziehungen mit unseren Mitmenschen bewusster zu machen, zu verstehen und durchzuarbeiten.
Vorgehen und Methoden
Wie in der Verhaltenstherapie, so liegt die spezielle Anforderung an den Therapeuten auch bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie darin, konkrete und individuell umschriebene Behandlungsziele gemeinsam mit dem Patienten zu erarbeiten. Die Behandlungsdauer variiert anschließend entsprechend der Zielformulierung zwischen 24 und 100 Sitzungen. Dabei geht es im Therapieverlauf vor allem darum, durch verschiedene Techniken im Gespräch ein besseres Verständnis der eigenen Gefühlswelt, der eigenen Wünsche und Phantasien zu erlangen und diese in ihrer Beeinflussung aktueller Beziehungen und Verhaltensmuster besser zu verstehen. Der Fokus liegt dabei immer „im hier und jetzt“ auf dem aktuellen Erleben und den Realbeziehungen. Methodisch nähert man sich überwiegend mit Gesprächen, es kommen allerdings auch erlebnisaktivierende Methoden wie Rollenspiele, Stuhlarbeit, Malen oder Traumreisen zum Einsatz.