Körperpsychotherapie
Entwicklung und Indikation
Die moderne Körperpsychotherapie basiert auf der Sichtweise, dass Körper und Psyche eines Menschen eine nicht trennbare Einheit bilden. Im Laufe eines Lebens sammelt ein Mensch Erfahrungen und Eindrücke, aus denen sich Überzeugungen und schlussendlich eine gewisse Haltung ausbilden, die das Erleben von weiteren, neuen Erfahrungen beeinflussen. Eine solche Haltung wird von der Körperpsychotherapie nicht nur als eine geistige verstanden. Die Methode geht davon aus, dass ein Haltung immer auch eine konkrete körperliche Komponente hat. Eine solche Haltung erfährt damit einen körperlichen Ausdruck, der vom Menschen spürbar wahrgenommen wird. Gleichzeitig gehen mit Haltung und Ausdruck auch Gefühle einher, die das Erleben beeinflussen.
Viele dieser Überzeugungen, Gefühle und körperlichen Empfindungen sind unbewusst bzw. automatisiert und können nur schwer verbalisiert werden, da sie sich oft in einer Zeit der Kindesentwicklung herausgebildet haben, die noch vor der Sprachentwicklung liegt.
Die meisten erworbenen Gefühle, Empfindungen und Haltungen sind funktional und können als gesund eingestuft werden. Es gibt jedoch auch körperliche Empfindungen und Gefühle, die sich hinderlich für den jeweiligen Menschen auswirken und damit nicht gesund sind. Fühlt sich ein Mensch durch eine erworbene Haltung in seinem Leben dabei behindert, ein autonomes Wesen zu sein und einen förderlichen Selbstwert zu entwickeln, so kann eine Veränderung mit Hilfe der Körperpsychotherapie dazu führen, die hinderliche Haltung zu erkennen und schließlich aufzugeben.
Erste körperorientierte Verfahren entstanden schon in der ersten Hälfte des letzen Jahrhunderts im Rahmen von tiefenpsychologischen und humanistischen Theorien und Praktiken. Neueste neurowissenschaftliche Untersuchungsergebnisse bestärken die Sichtweise einer faktischen Nichttrennbarkeit zwischen Körper und Psyche (verwiesen sei auf die Literatur des Neurowissenschaftlers António Damásio).
Vorgehen und Methoden
Ziel der körperorientierten Psychotherapiemethoden ist es, diese sich im Körper ausdrückenden Empfindungen und die damit einhergehenden Überzeugungen dem Klienten auf körperlicher Ebene deutlich erlebbar zu machen. Mithilfe bestimmter Interventionen wird ein Empfinden und Erspüren ermöglicht, so dass die Haltungen einen Ausdruck finden, der vorher nicht möglich war. Das Ziel ist das Erkennen und die Veränderung von „ungesunden“ Überzeugungen und Haltungen, Gefühlen und körperlichen Ausdrücken, hin zu einem „gesünderen“ Ganzen, das die Entwicklung einer selbstbestimmten Persönlichkeit und eines befriedigenden Erlebens ermöglicht.